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Dienstag, 18. Dezember 2012

Richlings Letztes Abendmahl in Weinheim

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Letztes Abendmahl des Kabinetts

Weinheim. Mathias Richling beherrscht etwas Schwieriges: Politiker-Parodien ohne plumpe Nachahmung. Er seziert ihre Persönlichkeit so lange, bis sie Eigenarten und Ticks zeigen, die sie in Wirklichkeit gar nicht haben, aber aufgrund ihres Auftretens haben könnten. Man denke nur an "seine" Ulla Schmitt, die ehemalige Gesundheitsministerin, die er ständig die Nase hochziehen ließ, weil sie so nasal sprach oder "seinen" Franz Müntefering, der zwischen den Reden Schnappbewegungen mit den Lippen vollführte. 

Mit seinem aktuellen Programm "Der Richling Code", unter der Regie von Günter Verdin, gastierte der gebürtige Waiblinger am Samstag in der Stadthalle, wo er mit enthusiastischem Beifall und häufigem Zwischenapplaus gefeiert wurde. Das Bühnenbild beschränkt sich nicht, wie im Kabarett sonst üblich, auf Stuhl und Mikro. Da er den Namen seines Programmes von dem Romantitel "Der Da Vinci Code" ableitet, bildete Da Vincis berühmte Abendmahlszene den Hintergrund. Im Vordergrund ist eine lange Tafel mit Namensschildern aufgebaut: das letzte Abendmahl des Kabinetts.  

Selbstverständlich übernimmt Richling von Bosbach über Pofalla bis Gysi alle Rollen, schlüpft authentisch in die Rollen. Den Mittelpunkt der Tafel bildet ein roter Blazer auf einem Kleiderständer, hinter den sich Richling nach Bedarf stellt, sein spitzbübisches Gesicht herausschauen lässt und die Hände zum berühmten Dreieck formt. Ehe er im Merkel’schen Tonfall die Unzufriedenen im Lande warnt. "Wir können auch mal anfangen zu regieren, dann hört der Spaß aber auf." Zur Gesundheitspolitik: Man kann sich kaum noch erlauben, krank zu werden. Dafür kann man jetzt, wie früher auf seine Rolex, auf seinen Novo-Virus stolz sein.

In Gedankensprüngen kommt er zu neuen Themen, während er über die Bühne wieselt. Genial gerät sein "Maischberger-Interview" mit dem Kettenraucher der Nation, Helmut Schmitt. Richling hat jede Bewegung und Angewohnheit einer Person studiert. So lässt er den Altkanzler nach der Frage zur Eurokrise erst einmal inhalieren, schmatzen und husten, ehe er antwortet: "Das interessanteste an der Eurokrise ist, dass es sie gar nicht gibt."

Richlings kunstvolle Masken, die er ihm Fernsehen zu seinen Parodien trägt, werden nicht vermisst.

Köstlich ist seine Bundespräsidenten-Rede, die er mit "Ehre sei Gauck in der Höhe" beginnt und weiterspinnt, "Euch ist ein Bundespräsident geboren. Ich danke mir, dass Ihr die Geduld hattet, auf mich zu warten." Dann schiebt er einen Stuhl heran und man ahnt, was jetzt kommt. "Sie können dankbar sein, dass wir uns ein Sparpaket ,leischten‘ können", meint unser aller Finanzminister. Und diese 190 Millionen für Griechenland seien ja nur eine Bürgschaft. Wenn die wirklich mal gebraucht würde, könne man sie mit Kreditkarte bezahlen. "Dann bleiben uns immerhin noch vier Wochen, bis sie abgebucht wird." Auch Schuldenberater Peter Zwegat wird samt Grimassen parodiert.

Das Lachen sitzt beim Zuschauer weniger locker, wenn Richling einen roten Mantel überwirft und als Kardinal Zollitsch feststellt, dass ein Priester ja gar keinen Intimbereich zu haben pflege. Mit dem Zöllibat sei ja nur die Ehe zwischen Mann und Frau gemeint, von Kindern sei keine Rede. Doch Richling endet humorvoll. Neu Im Programm hat er seinen Winfried Kretschmann. Bewegung und Stimme sind nahezu identisch. Das Publikum tobt. Wer nach zwei Stunden ohne Pause immer noch nicht genug Richling hatte, konnte am Büchertisch sein Buch "Deutschland to go" erstehen und mit dem Altmeister der Satire ein Schwätzchen halten. rav

Aus: 20121218-103907.jpg

Freitag, 7. Dezember 2012

Mathias Richling HEUTE, 7. Dezember 12 in TAUBERBISCHOFSHEIM!

Autor: KRISTIAN LOZINA, 01.12.2012 INTERVIEW: Vorsitz von Heilsbringerin Angela Tauberbischofsheim:In ganz Deutschland wird Mathias Richling als erfolgreicher Kabarettist gefeiert, der es schafft das aktuelle Geschehen pointiert, bissig und manchmal auch böse auf den Punkt zu bringen. Die TZ präsentiert Mathias Richling am 7. Dezember in Tauberbischofsheim. 20121207-103511.jpg Mit seinem aktuellen Programm "Der Richling-Code" tritt Mathias Richling am Freitag, 7. Dezember, in der Stadthalle in Tauberbischofsheim auf - präsentiert von der Tauber-Zeitung. Herr Richling, was erwartet das Publikum in Ihrer Bühnenshow "Der Richling-Code"? MATHIAS RICHLING: Ein letztes Abendmahl, an dem Politiker aller Fraktionen unter dem Vorsitz der Heilsbringerin Angela Merkel teilnehmen; eine Konferenz über den Missbrauch in Deutschland im weitesten Sinne; und vor allem: ein vollkommen aktualisiertes Programm, das Günter Verdin in Bühnenbild und Szene umgesetzt hat. Sie gelten als einer der begnadetsten Parodisten Deutschlands. In welche Rolle schlüpfen Sie denn besonders gern? RICHLING: Das ändert sich je nach Aktualität. Ein Dauerbrenner ist für mich aber Helmut Schmidt, dessen nüchterne, abgeklärte Urteilskraft und Weisheit mir Respekt abnötigen. Dann folgt aber gleich Ministerpräsident und jetzt Bundesratsvorsitzender Winfried Kretschmann, der einen in Deutschland nicht mehr selbstverständlichen Politikstil pflegt: eine Politik der klaren Worte. Sie parodieren bereits seit über 20 Jahren. Sind die Politiker von heute anders als damals? RICHLING: Ja natürlich, aber wir sind ja auch anders als damals. Sie treten am 7. Dezember in Tauberbischofsheim auf. Waren Sie bereits einmal in unserer Region? RICHLING: Ja, selbstverständlich. Es ist allerdings schon einige Zeit her. Seinerzeit habe ich einen Auftritt sogar verbunden mit einer Foto-Ausstellung, ein anderes Hobby von mir. Im Programm "Der Richling-Code" zeige ich allerdings nur von mir gespielte Fotografien. Was fällt Ihnen als erstes zu Tauberbischofsheim und unserer Region ein? RICHLING: Tauberbischofsheim ist die Kreisstadt des Main-Tauber-Kreises im Nordosten von Baden-Württemberg. Sie ist Mittelzentrum in der Region Heilbronn-Franken. Der Jahresniederschlag beträgt 580 mm. Der Niederschlag liegt im unteren Drittel der Messstellen des Deutschen Wetterdienstes. Nur 17 Prozent zeigen niedrigere Werte an. Der trockenste Monat ist der Februar; am meisten regnet es im Juni. Im niederschlagreichsten Monat fällt etwa zweimal mehr Regen als im trockensten Monat. Den Rest lesen Sie bitte in Wikipedia. Ich danke Ihnen für dieses Gespräch.

Dienstag, 5. Juni 2012

Richling in der Hersfelder Stiftsruine /Juni 2012







Wilfried Apel am 03/06/2012 | Kategorie: Kultur, Nachrichten
Quelle: http://kreisanzeiger-online.de/2012/06/03/rasant-bissig-und-einfach-nur-gut-richlings-ruinenkabarett/

Rasant, bissig und einfach nur gut: Richlings Ruinenkabarett


Bad Hersfeld. Zwei Stunden allerfeinsten – und wie man es von ihm gewohnt ist: allerschnellsten – politischen und gesellschaftskritischen Humors präsentierte der Großmeister des deutschen Kabaretts, Mathias Richling, am Samstagabend in der Stiftsruine. Einmal mehr, denn schon vor einem Jahr überzeugte er mit seinem ständig aktualisierten Bühnen-Programm „Richling-Code“.

Auch diesmal geht es gleich in „Medias Reis“, was für einen stolzen Baden-Württemberger nichts anderes heißen kann, als sich mit den Dingen zu beschäftigen, die vor der eigenen Haustür passieren. Mit dem ersten grünen Ministerpräsidenten der Welt und natürlich mit „Stuttgart 21“: „Wir haben der ganzen Welt gezeigt, dass es sich lohnt, auf die Barrikaden zu gehen. Das war beispielgebend für die gesamte arabische Revolution!“

„Ehre sei Gauck in der Höhe!“

Über die Piraten gelangt er zu den Bundespräsidenten Wulff und Gauck: „Ehre sei Gauck in der Höhe. Die Erwartungen an ihn sind exorbitant. Gut, dass Wulff die Messlatte so tief gelegt hat!“ Fast schon der Reihe nach lässt er die Politiker, die er gerne durch den Kakao zieht, in der Weite der Stiftsruine ganz vorn am Tisch des Herrn Platz nehmen und auftreten. Sie werden gewogen im Angesicht der Herrin Merkel, deren rotes Jackett hoch über allen im Hintergrund thront. Immer wieder schlüpft er in es – in sie – hinein und spricht, wie „Mutti“ spricht: „Ich warne alle Unzufriedenen. Wir können auch anfangen zu regieren, dann hört der Spaß auf!“

Weder an Wolfgang Bosbach („Der ist nichts in der CDU, der kann überall talken!“), noch an Ronald Pofalla („Der hat eine beeindruckende Fähigkeit zur Farblosigkeit!“) lässt er ein gutes Haar. Auch Frank-Walter Steinmeier und Klaus Ernst bekommen ihr Fett weg. Wenn er als Gregor Gysi berlinert und Sammelklagen androht, liegt er fast schon mit dem Kopf auf dem Tisch. Wortgewaltig und atemberaubend erklärt er, warum man der Stasi dankbar sein muss, dass sie Leute für Lauschangriffe und Spitzeldienste ausgebildet hat – doziert er, warum die Spezies Politiker die Art ist, die mit dem Menschen am nächsten verwandt ist, und was von den Wirtschaftslenkern zu halten ist: „Manager verschließen Geist und Gehör, wenn andere sozial ertrinken!“

Finanzminister Wolfgang Schäuble lässt er der Finanzkrise Positives abgewinnen: „Sie dürfen dankbar sein, dass wir uns ein Sparpaket leisten können!“, und Arbeits- und Sozialministerin Ursula von der Leyen hinter- und doppelsinnig vorschlagen, Hartz-IV-ler im Zoo zu füttern. Tiere dürfen bekanntlich nicht gefüttert werden…

„Die Jugend verblödet am PC!“

Ganz klar, dass Altkanzler Schmidt als Zigarette saugender Raucher schmatzend und hustend in das Geschehen eingreift und die Dinge aus seiner Sicht beleuchtet: „Der Bürger glaubt, er könne teilhaben an Entscheidungen. Aber das sieht das Grundgesetz nicht vor, und das ist auch nicht wünschenswert.“ Sogar Altkanzler Kohl darf Sachverstand beweisen, ehe Richling  „Raschderfahndung“ und Datensammelwut des Internet-Zeitalters („Die Jugend verblödet am PC!“) ins Visier nimmt und George Orwell ins Stammbuch schreibt: „Der hat mit „1984“ doch alles verharmlost!“

Dann ist er wieder bei Grundsätzlichem, bei der Evolution („Welcher Stammzelle wurde Westerwelle entnommen?“), bei den Staatsformen, bei der Korruption, bei Altkanzler Schröder, den er im Interview sagen lässt: „Ich habe als Kanzler das umgesetzt, was die Mehrheit der Lobbyisten bei mir durchgesetzt hat!“ – bei Sarkasmus pur: „Das Atommülllager Asse II ist die Chance, die Menschheit auf ein Normalmaß zu reduzieren!“ Letzterer scheint auch durch, wenn der 59-jährige Stuttgarter sich in den rot gewandeten Freiburger Erzbischof Zollitsch verwandelt: „Die bekannt gewordenen Missbrauchsfälle haben uns zutiefst erschüttert!“

„Wer vorne mundtot gemacht wird…“

Schon während des ganzen Programms spendet das Publikum in der nicht ganz gefüllten, pünktlich zu Beginn der meteorologischen Sommerzeit leider auch ein bisschen kühlen Stiftsruine reichlich Szenenapplaus. Zum Schluss gibt es dann soviel Beifall, dass der vielfach ausgezeichnete Richling um Zugaben nicht herumkommt. Zum einen ein aktuelles Interview mit dem lange nachdenkenden und dann Gedichte schreibenden Günther Grass, zum anderen ein Richling-Evergreen: das feucht-fröhlich-sinnlose Gespräch der „pfälzischen Weinkönigin“ Rainer Brüderle mit einem nur schwer zu verstehenden chinesischen Reporter. Fach-Chinesisch eben. Derber Höhepunkt angesichts des Zustandes der FDP: „Wer vorne mundtot gemacht wird, kann hinten trotzdem weiter furzen.“

Intendant Holk Freytag bleibt nichts Anderes übrig, als auf die Bühne zu eilen und dem sich immer wieder verbeugenden Künstler mit einem großen Blumenstrauß zu danken. Recht so, Richling!

Fotos: Apel/Rumpf

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Artikel publiziert am: 03.06.2012 - 18.09 Uhr
Artikel gedruckt am: 05.06.2012 - 22.04 Uhr
Quelle: http://www.hersfelder-zeitung.de/nachrichten/kreis-hersfeld-rotenburg/bad-hersfeld/abendmahl-kanzlerin-2342700.html

Mathias Richling begeistert mit seinen jüngsten Beobachtungen in der Stiftsruine
Das Abendmahl der Kanzlerin

Bad Hersfeld. Die Geschwindigkeit seiner Programme ist das Markenzeichen von Mathias Richling, die er auch in seiner neuen Show „Der Richling Code“ beibehält. Über achthundert Besucher in der Stiftsruine ließen sich von seiner aktuellen politischen Momentaufnahme begeistern, inszeniert von Autor und SWR-Moderator Günter Verdin.


Rollentausch: Matthias Richling überzeugt auch als Günther Grass.

Angekündigt wurde eine Richling-Show, die ebenso zukunftsweisend wie vergangenheitsbewältigend ist. Das gesamte Führungs-Personal des Deutschland-Konzerns war unterstützend auf der großen Bühne versammelt. Angela Merkel thront in Form eines roten Blazers in der Mitte. Ihre politischen Jünger sitzen – vertreten durch Namensschilder – an einer schwarz-rot-goldenen Abendmahl-Tafel. „Liebe deutsche Gemeinde“, richtet sich der vermeintliche Bundespräsident Joachim Gauck an sein Volk und verkündet: „Euch ist ein Bundespräsident geboren“.

Dann geht es Schlag auf Schlag. Eine Pointe jagt die nächste. Wolfgang Bosbach, der „Dingsbums“ in der CDU, der in jeder Talkshow zu jedem Thema was zu sagen hat, oder Wolfgang Schäuble, der ausgerechnet hat: „Die sozial Schwachen sind die reichste Gruppe im Land“, scheinen leibhaftig anwesend zu sein. Authentisch sind nicht nur Dialekt und Sprechweise, sondern auch Gestik und Mimik der karikierten Personen. Matthias Richling wird zurecht von Kritikern als der beste Parodist der deutschen Kabarett-Szene gefeiert. Er, der genaue Beobachter von Menschen und Politik, schlüpft in die Rollen der Politiker und immer wieder in den Blazer der Kanzlerin, die zu den brandaktuellen Themen Gentechnik, Umwelt-Desaster oder Bankenkrise ihren Senf dazugibt.

Richling dreht das Rad der Geschichte zurück und bedauert: „Die im Osten bekamen die Mauer aufgebrummt, wir den Kohl“. Die Gastauftritte der Altbundeskanzler Helmut Schmidt und Gerhard Schröder sind genial.

Als Schwabe hat Richling natürlich seine ureigene Meinung zum Projekt Stuttgart 21. Er findet, der Bahnhof sollte oben ruhig weiter wachsen dürfen, Stuttgart gehört hingegen unter die Erde. „Die Demonstrationen gegen den Bahnhof sind beispielgebend für die gesamte arabische Revolution“.

Präzise Sprachakrobatik

Richling live auf der Bühne ist ein Erlebnis der besonderen Art. Präzise Sprachakrobatik in wahnwitzigem Tempo, Gedanken- und Themensprünge im Minutentakt. Die reichen von Darwins Evolutionstheorie, dem Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch katholische Priester bis zur FDP, die ein Fall für den Gnadentod ist.

Mit seinem „Richling-Code“ deckt er zwei Stunden lang literarisch anspruchsvoll Verschwörungen am Tisch des Herrn auf. Minutenlanger frenetischer Applaus für einen der größten Darsteller des deutschen Kabaretts.

Von Gudrun Schmidl

Artikel lizenziert durch © hersfelder-zeitung
Weitere Lizenzierungen exklusiv über http://www.hersfelder-zeitung.de

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